Türkei als Transitland für den deutschsprachigen Roman „Ali und Nino“


Tekin H.

XVI. Uluslararası Türk Germanistik Kongresi, İstanbul, Türkiye, 8 - 10 Mayıs 2023, ss.29

  • Yayın Türü: Bildiri / Özet Bildiri
  • Basıldığı Şehir: İstanbul
  • Basıldığı Ülke: Türkiye
  • Sayfa Sayıları: ss.29
  • Marmara Üniversitesi Adresli: Evet

Özet

Das frühe Erscheinen des Romans Ali und Nino in seiner türkischen Übersetzung spielt eine essenzielle Rolle in der Verbreitung des Mythos, dass nicht Essad Bey, sondern der aserbaidschanische Schriftsteller Yusif Vezir Chemenzeminli sein wahrer Autor sei. Ermöglicht wird die Verbreitung dieses Mythos durch den Istanbuler Journalisten und Übersetzer Semih Yazıcığolu, der im Vorwort zu seiner eigenen Übersetzung des Romans, die (heute bekanntermaßen unbegründeten) Chemenzeminli-Mutmaßungen der beiden Washingtoner ExilAserbaidschaner, Max (Mustafa) Türkekul und Yusif Kahraman kolportiert. Yazıcığolu hat sich vor allem als Übersetzer von James Bond-Romanen und anderen Krimis einen Namen gemacht. In seinem Vorwort von 1971 zu seiner Übersetzung von Ali und Nino verstand er es, die dürftigen Vermutungen Türkekuls und Kahramans nicht nur darzustellen, sondern auch fantasievoll auszubauen. In New York City, von wo aus Ali und Nino tatsächlich erst ab 1971, und auch erst in seiner englischen Übersetzung, seine ganz eigene internationale Strahlkraft entwickelte, wusste man es zwischenzeitlich allerdings besser: zwei „Kronzeugen“ waren im Sommer 1971 hervorgetreten: frühere Freunde Essad Beys, die glaubhaft versichern konnten, dass er der Autor war. Heute erscheint es fast wie ein genialer Plan oder wie ein genialer Zufall, dass das Wissen um den zumeist in Aserbaidschan spielenden Roman Ali und Nino gerade über die Türkei und das Türkische – aufgrund der sprachlichen, kulturellen und geografischen Nähe – durch den Eisernen Vorhang hindurch bis nach Baku wirken würde. Dies hat sich ebenfalls demgemäß erwiesen. In dem vorliegenden Vortag werden die Gründe erläutert, wieso der wahre Autor Essad Bey bei der Neuentdeckung des Romans unbekannt bleibt, bzw. verschwiegen wird, und warum die zweifelsfreie Zuschreibung an ihn im Gegensatz zum Chemenzeminli-Mythos untergeht. Erläutert wird weiterhin, wie genau der Roman durch den Eisernen Vorhang nach Baku gelangt, welche Wirkungen er dort entfaltet (Stichwort: KGB, Einschüchterung, Expertenmeinungen), die die mittlerweile nun über fünfzig Jahre lang andauernde Verwirrung um Essad Bey / Yusuf Vezir Chemenzeminli einläuten, welche Blüten diese treiben und wie sie dennoch keinen Bestand haben kann.